Gesundheitstränker – Neue Wege zur Antibiotika-Reduktion in der Schweiz

Auch in der Schweiz ist Antibiotika-Reduktion in der Nutztierhaltung ein heißes Thema. In enger Zusammenarbeit mit dem Forschungsinstitut für biologischen Landbau (FiBL) hat der Schweizer Kälbergesundheitsdienst (KGD) ein spezielles Forschungsprogramm für die Kälbermast gestartet und vergleicht die Einstallung von „Gesundheitstränkern“ mit herkömmlich aufgezogenen Tränkern (Tränker = Kalb von ca. 75 kg ab Geburtsbetrieb).

Konkret geht es um die Optimierung von Haltung, Fütterung und um die Impfung des Kalbes in den ersten Lebenswochen, wie Dr. Corinne Bähler, Kälberspezialistin beim KGD, im Interview erläutert. Kolostrum-Versorgung, ad libitum Versorgung mit Milch, Selen- und Eisengaben sowie die Impfung gegen Rindergrippe bereits am 7. Lebenstag gehören zum Programm.

Die Faktorenkrankheit „Rindergrippe“ steht im Fokus und die Impfung auf dem Geburtsbetrieb stellt einen Teil der Untersuchungen dar. Ob die Impfung auf dem Geburtsbetrieb in der Praxis tatsächlich nur Vorteile bringt, ist eine der entscheidenden Fragen. Kommt ein Kalb etwa schon vor der Impfung in Kontakt mit den Erregern der Rindergrippe, kann die Krankheit durch die Impfung ausbrechen bzw. sich verschlimmern. In einem weiteren Projekt testet der KGD, wann der beste Zeitpunkt für die Erstimmunisierung sowie ob und wann Boostern nötig ist.

Die Gesundheitstränker laufen im Feldversuch bereits seit 18 Monaten, während die wissenschaftliche Begleitung vor einem halben Jahr startete. Hierbei wird jeweils ein Gesundheitstränker mit einem herkömmlich aufgezogenen Kalb vom gleichen Geburtsbetrieb verglichen. Die Ergebnisse der Studie sollen in etwa einem Jahr vorliegen.

Ganz entscheidend sei aber auch die wirtschaftliche Seite, betont die Tierärztin „Es muss Anreize bzw. einen Return-on-Investment für den Geburtsbetrieb sowie für den Mastbetrieb geben, wenn das System der Gesundheitstränker Erfolg haben soll.“

Während der Projektphase erhalten die Geburtsbetriebe CHF 70.- zusätzlich. Die Studie soll u.a. zeigen, ob diese Mehrkosten sich für den Züchter wie für den Mäster rechnen, denn in der schweizerischen Schweinebranche ist es heute schon üblich, dass die Impfkosten zwischen Zucht- und Mastbetrieben zu gleichen Teilen getragen werden.

Auch auf den Antibiotikaeinsatz generell geht Corinne Bähler im Gespräch ein: „Sie sind als Tierarzt ein Held, wenn Sie weniger Antibiotika verschreiben (müssen).“ Leicht nachvollziehbar, wenn Behandlungskosten von 20,- oder 30,- Franken einem Verkaufserlös von CHF 120,- pro Kalb gegenüberstehen.

Hier das komplette Interview mit Dr. Corinne Bähler:

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